Akupunktur

Die Akupunktur (lat. acus = Nadel, lat. pungere = stechen), d. h. das Einstechen von Nadeln in genau definierte Hautpunkte, ist eine aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) stammende Heilmethode, deren Ursprung auf etwa 3000 bis 4000 v. Chr. zurückgeht.

Nach Auffassung der traditionellen chinesischen Medizin bewegt sich die Lebensenergie (Qi) mit ihren Anteilen Yin und Yang - zwei gegensätzliche, sich ergänzende Kräfte - auf bestimmten Leitbahnen (Meridianen) durch den Körper. Befinden sich Yin und Yang in einem dynamischen Gleichgewicht, so ist der Organismus gesund; ein Ungleichgewicht dieser beiden Kräfte bedeutet Disharmonie und führt auf Dauer zu Krankheit. Auf zwölf Hauptmeridianen liegen die insgesamt 361 klassischen Hauptakupunkturpunkte. Durch den spezifischen Verlauf der Hauptmeridiane von innen nach außen sind die inneren Organe mit den äußeren Partien des Körpers verbunden, d. h. Erkrankungen im Körperinneren werden auf die Körperoberfläche projeziert und können über Akupunkturpunkte beeinflusst werden. Die Akupunktur lässt sich also sowohl zu diagnostischen als auch therapeutischen Zwecken sehr wirkungsvoll einsetzen.

Durch die Reizsetzung an entsprechenden Akupunkturpunkten soll die Balance von Yin und Yang wiederhergestellt werden. Indem einzelne Organsysteme angeregt bzw. beruhigt werden, werden Behinderungen des Energieflusses innerhalb des Organismus ausgeglichen und die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert.

Klinisch-experimentell nachweisbar wirkt die Akupunktur

  • schmerzlindernd
  • psychisch regulierend-ausgleichend
  • abwehrsteigernd
  • durchblutungsfördernd
  • entspannend auf Muskulatur und Bindegewebe

Zur Erklärung der verschiedenen Wirkmechanismen der Akupunktur wurden im Laufe der vergangenen Jahrzehnte diverse Studien unter verschiedensten Gesichtspunkten durchgeführt. Neurophysiologische Studien belegen, dass an den Akupunkturpunkten Anhäufungen rezeptiver Nervenzellen zu finden sind. Beim Nadeln werden Nerven gereizt, die ihre Impulse zum Zentralnervensystem weiterleiten. Dort werden dann vermehrt körpereigene morphinartige Substanzen, so genannte Endorphine, sowie Neurotransmitter (z. B. Serotonin) freigesetzt, die die Schmerzleitung blockieren bzw. die Schmerzschwelle erhöhen und psychisch entspannend und ausgleichend wirken. Die immunstimulierende Wirkung der Akupunktur lässt sich v. a. durch die Erkenntnis der Psychoneuroimmunologie, dass das Nerven- und Immunsystem z. B. über den Hypothalamus miteinander gekoppelt sind, erklären. Der Nadelstich setzt also auch einen die Abwehrzellen stimulierenden Informationsimpuls.

Bei der Akupunktur werden lokale Reize mit reflektorischer Wirkung gesetzt, d. h. durch die Reizung spezifischer Punkte auf der Haut können die demselben Segment zugehörigen Organe beeinflußt werden. Zu erklären ist dieser Mechanismus mit den verschiedenen embryonalen Entwicklungsstadien. Der Organismus entsteht aus den drei Keimblättern einer Zelle, wobei aus dem äußeren Keimblatt (Ektoderm) das Nervensystem und die Haut hervorgehen. Während der embryonalen Entwickung wächst das Nervensystem dann in das innere Keimblatt (Entoderm, aus dem das Organsystem hervorgeht) hinein und bildet so langsam das komlexe Nervensystem aus. Die Beziehung zwischen bestimmten Akupunkturpunkten und inneren Organen ergibt sich also daraus, dass die Nervenzellen an beiden Punkten identischen Ursprungs sind.

Als lokale Wirkungen der Akupunktur sind vermehrte Durchblutung und Muskelentspannung festzustellen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mittlerweile bei über 40 Erkrankungen eine Akupunkturbehandlung.

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